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| - Am 24. und 25. September 2003 fand in Braunschweig der Kongress "Auf dem Weg zur Stadt 2030" statt. Der Kongress bildete den Abschluss des Forschungsverbundes "Stadt 2030". Etwa ein Jahr später wurde ein "Städtebaulicher Bericht der Bundesregierung 2004" unter dem Leitmotiv "Nachhaltige Stadtentwicklung - ein Gemeinschaftswerk" dem Deutschen Bundestag vorgelegt. Wie erklärt sich soviel Hinwendung zur Stadt, wo doch die weltweite Vernetzung der Informations- und Warenströme unter dem Begriff "Globalisierung" immer stärker in das öffentliche Bewußtsein tritt? Von den Akteuren selbst wird erklärt, durch Bevölkerungsrückgang, Umweltkrise, Verkehrskollaps, Krise des Sozialstaats und Machtverlust des Nationalstaats seien Herausforderungen an moderne Zivilisationen entstanden, die zu einer Sensib
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abstract
| - Am 24. und 25. September 2003 fand in Braunschweig der Kongress "Auf dem Weg zur Stadt 2030" statt. Der Kongress bildete den Abschluss des Forschungsverbundes "Stadt 2030". Etwa ein Jahr später wurde ein "Städtebaulicher Bericht der Bundesregierung 2004" unter dem Leitmotiv "Nachhaltige Stadtentwicklung - ein Gemeinschaftswerk" dem Deutschen Bundestag vorgelegt. Wie erklärt sich soviel Hinwendung zur Stadt, wo doch die weltweite Vernetzung der Informations- und Warenströme unter dem Begriff "Globalisierung" immer stärker in das öffentliche Bewußtsein tritt? Von den Akteuren selbst wird erklärt, durch Bevölkerungsrückgang, Umweltkrise, Verkehrskollaps, Krise des Sozialstaats und Machtverlust des Nationalstaats seien Herausforderungen an moderne Zivilisationen entstanden, die zu einer Sensibilisierung für die Gefahren der Zukunft geführt hätten. Die bis zur Mitte der 70er Jahre gezogene Wachstumslinie sei durch diese Entwicklungen gebrochen worden. Damit einhergegangen sei ein Paradigmenwechsel, der von der optimistischen öffentlichen Grundstimmung zu wachsendem Pessimismus geführt habe. So gesehen könnte das wachsende Interesse an der Stadt als Bewegung zurück zu den Wurzeln gesehen werden. In ihrer Jahrtausende alten Geschichte hat die europäische Stadt von der griechischen Polis über die römische Stadt zur mittelalterlichen Stadt bis hin zur Stadt der Moderne als Behältnis für unterschiedliche Gesellschaftssysteme gedient und ihre Anpassungsfähigkeit bewiesen. Was also läge für eine Gesellschaft in globalen Turbulenzen näher, als sich auf einen sicheren Hort zu stützen, der das Gefühl von Überschaubarkeit und Privatheit vermittelt, wie es viele kleine und mittlere Städte auch heute noch leisten? Doch hier steckt die Stadt in einem Dilemma. Die Stadt kann nicht Motor und Ruhepol der kapitalistischen Megamaschine gleichzeitig sein. Städte wurden und werden schließlich mit der Erwartung großer Gewinne gegründet und unterhalten, und wo das im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit zu geraten schien wird Nachhilfeunterricht in Kapitalismus erteilt. So entstehen neue Typen von Städten, Megastädte, die in ihren Ausmaßen alle historischen Merkmale der Stadt in den Schatten stellen und die bereits in kleinerem Maßstab weit verbreitete Zersiedlung von Landschaften zu einer neuen Kategorie des Raumes machen. (In Tokio z. B. ist es auch für viele Fußgänger notwendig geworden, sich mit Hilfe von GPS in der Stadt zurecht zu finden.) Mit ihrer Unerhörtheit der Größe und der Unfaßbarkeit ihrer Bewohner mit ungesicherten Existenzen sind sie Gegenstand internationaler Konferenzen geworden und sie sind das Menetekel für die reichen Länder der Erde. Diese Entwicklung vor Augen, wird der Wunsch nach dem Erhalt dessen was noch dem Wunschbild der europäischen Stadt entspricht durchaus verständlich.
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